496
Zehnter Zeitraum.
B aiern, Wurtemberg, Baden, Berg, Darm-
stadt, letztere drei als Großherzogthüm er; Nassau-Weil-
burg und Usingen/als Herzogthümer; Hohenzollern,
Salm, Pse nburg, Lich ten stein, Ah renberg und Lep-
en. Franz Ii. legte seine Würde als deutscher Kaiser nieder den
6. Aug. So gebot Napoleon über Frankreich, Spanien, Italien,
den Rheinbund, Holland, und lenkte mehr als 68 Millionen
Menschen nach seinem Willen.
Noch lagen seit der Schlacht von Austerlitz die Angelegenhei-
ten zwischen Frankreich und Rußland ohne Bestimmung, welche
der nach Paris abgeschickte ruffische Staatsrath Oubril friedlich
auszugleichen im Begriff stand, den 20. Juli; doch die Errich-
tung des Rheinbundes entfremdete den Kaiser Alexander aufs
neue. Auch mit England fanden Unterhandlungen statt, bei wel-
chen sich Napoleon zur Zurückgabe Hannovers an Großbritan-
nien erbot. Diese Verhöhnung Preußens entflammte den kampf-
lustigen Kriegerstand und entrüstete die Prinzen des königlichen
Hauses; ringsum ward der König zur Ergreifung der Waffen be-
stürmt, wozu sich der weise Monarch, die Wichtigkeit des Unter-
nehmens richtig erwägend, zögernd nur entschloß. Die von ihm
beabsichtigte Stiftung eines nordischen Bundes war unaus-
geführt geblieben. Seine an Napoleon erlassene Foroerung der
Räumung Deutschlands von allen französischen Truppen, den 1.
Oct., galt diesem für eine Kriegserklärung, und sofort ließ er seine
Colonnen gegen die Pässe des Thüringer Waldes vorrücken. Der
Churfürst von Würzburg erklärte sich bei seiner Annäherung eben-
falls für den Rheinbund, welchem er als Großherzog seines
Landes beitrat den 25. Sept., der Churfürst von Hessen-Cas-
sel hatte Neutralität erlangt. Der 72jährige Herzog Ferdinand
von Braunschweig erhielt den Oberbefehl über die preußische Armee,
zu welcher 22,000 Mann Sachsen stießen; eine russische Hülfs-
armee wurde erwartet. Der Kampf begann unter unglücklichen
Vorzeichen; ein unter dem General Tauenzien bls Hof vorgescho-
benes Corps warf So ult zurück den 7. Oct., ein bei Saalfeld
zur Vorhut der Hohenlohenschen Armee ausgestelltes preußisch -
sächsisches Corps unter dem Prinzen Ludwig Ferdinand
wurde zerstreut und der Prinz selbst getödtet den 10. Oct., Hohen-
lohe nahm eine Stellung hinter Jena, die Hauptarmee hinter
Auerstädt, beide wurden am 14. Oct. in einer Doppelschlacht
bis zur gänzlichen Auflösung geschlagen und zerstreut. Der Her-
zog von Braunschweig erhielt eine röotliche Schußwunde am Kopfe,
an welcher ec zu Ottensen, unweit Altona, starb, den 10. Nov.
1806. Raschen Schrittes drang Napoleon vorwärts, mit beispiel-
loser Geisteslähmung "ergaben sich die Festungscommandanten.
Erfurt capitulirte den 16. Oct., Spandau den 23.; den 17.
Oct. entließ Napoleon die gefangenen Sächsin mit der Erklärung, er
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von_Braunschweig Ferdinand Ludwig_Ferdinand Ludwig Ferdinand Napoleon Napoleon
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64 Suwarow. Krieg in Süddeutschland u. d. Schweiz.
aber der Hofkriegsrat in Wien war dagegen. So entstand Verstimmung zwischen Russen und Österreichern; der Kaiser Paul, auch mit den Vergrößerungsplänen Österreichs nicht einverstanden, schickte Suwarow den Befehl zu, von Italien nach der Schweiz zu marschieren und von da in Frankreich einzudringen. So machte denn Suwarow seinen wunderbar kühnen Zug über den St. Gotthard und durch die grausige Felsenschlucht der Reuß, wo er unter den größten Schwierigkeiten mit den Franzosen zu kämpfen hatte, nach dem Vierwaldstätter See und von da nach dem Vorder-Rheinthal. Er fand aber hier die vereinigten Österreicher und Russen (unter Korsakow) aus der Schweiz zurückgedrängt, und da sich Kaiser Paul und Kaiser Franz Ii. jetzt gänzlich überworsen hatten, so führte er im Anfang Dezember seine Truppen nach Rußland zurück.
Auch in Deutschland hatten die Österreicher in diesem Jahre 1799 den Krieg siegreich begonnen. Erzherzog Karl trieb im März die französische Donauarmee unter Jonrdan, nachdem er sie bei Osterach und Stockach geschlagen, über den Rhein zurück, worauf Jourdan das Kommando niederlegte und Massena den Oberbefehl über sämtliche Truppen am obern Rhein und in der Schweiz erhielt. Während die Österreicher schon am obern Rhein standen, unterhandelten französische Abgeordnete noch immer auf einem Kongreß zu Rastatt wegen des Friedens mit dem deutschen Reiche. Jetzt erhielten die französischen Gesandten von den österreichischen Truppen den Befehl, Rastatt zu verlassen. Als sie am späten Abend abreisten, wurden sie in der Dunkelheit von einer Anzahl Szekler Husaren überfallen und ermordet, ohne Zweifel infolge eines hohem Auftrages von Wien aus (18. April). Durch diese blutige That war das Friedensgeschäft abgebrochen, und das deutsche Reich uahm Teil am Krieg. Seit dem Monat April wurde in Tyrol, Vorarlberg und der östlichen Schweiz gegen Massena gefochten und dieser zuletzt vom Erzherzog Karl durch die erste Schlacht bei Zürich (4. Juni) hinter Zürich zurückgeworfen, worauf eine Zeit lang die kriegerischen Bewegungen diesseits der Alpen
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72 Austerlitz. Friede zu Preßburg 1805.
vor, welches Murat, ohne Widerstand zu finden, am 13. Nov. besetzte. Die Reste der österreichischen Armee hatten sich nach Mähren zurückgezogen, wo sie sich mit den Russen vereinigten. Napoleon folgte ihnen und schlug am 2. Dezember, an seinem Krönungstage, die Schlacht bei Austerlitz, die „Dreikaiserschlacht", weil sich in derselben die drei Kaiser von Rußland, Österreich und Frankreich befanden. Napoleon schien des Sieges sicher zu sein; am Abend vor der Schlacht rief er aus: „Das ist der schönste Abend meines Lebens! Nur der Gedanke schmerzt mich tief, daß morgen viele dieser Braven nicht mehr sein werden." Am frühen Morgen begann die Schlacht; 80 000 Franzosen fochten gegen 90 bis 100 000 Russen und Österreicher. Zuerst wurde der linke Flügel der Russen fast ganz vernichtet; als sich eine starke Abteilung derselben über einen zngesrornen See zurückzog, ließ Napoleon das Eis mit Kartätschen zertrümmern, so daß viele Tausende ertranken. Auch das Centrum der Verbündeten wurde fast vernichtet, und um 1 Uhr Mittags hatte Napoleon einen so vollständigen Sieg erfochten, daß mit dieser Schlacht zugleich der Krieg beendigt war. Die Russen zogen nach Hause; Kaiser Franz begab sich am zweiten Tag nach der Schlacht selbst in das Lager Napoleons zu einer persönlichen Unterredung. Er schloß einen Waffenstillstand, welchem am 26. Dezember 1805 der Friede zu Preßburg folgte.
In diesem Friedensschluß trat Österreich das veuetiauische Gebiet, welches es im Frieden von Campo Formio erhalten hatte, an das Königreich Italien ab; Tyrol kam an Bayern; die vorderösterreichischen Besitzungen in Schwaben wurden an Bayern, Würtemberg und Baden verteilt. Als Entschädigung erhielt Österreich Salzburg, und der Kurfürst von Salzburg Würzburg. Bayern und Würtemberg wurden zu Königreichen erhoben. Preußen, welches zuletzt auch feindlich gegen Frankreich aufgetreten war, mußte Anspach an Bayern, Cleve und Neufchatel an Frankreich überlassen und wurde gezwungen, dafür Hannover anzunehmen — ein schlimmes Geschenk, wodurch es mit England verfeindet ward.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon Franz Franz Napoleons Campo_Formio Cleve
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Napoleons Italien Schwaben Würtemberg Baden Salzburg Salzburg_Würzburg Frankreich Frankreich England
ooo Ix. Das neue Deutschland.
nach hartnäckigem Kampfe aus dem Dorfe Problus, und auf drei Leiten sahen die Feinde die Preußen auf sich eindringen, um sie tote mit gewaltigen Armen zu umschlingen und zu erdrücken. Es blieb thuen nichts übrig, als an den Rückzug zu denken. Aber die preußische Artillerie sprengte die noch kurz zuvor oou deu Oestreichern besetzten Höhen hinan und warf ihre Granaten unter die Abziehenden, die Kavallerie, vom Könige selbst geführt, vernichtete ganze Haufen oder nahm sie gefangen, und der anfänglich geordnete Rückzug verwandelte sich in regellose Flucht. Abends 8 Uhr hatten die Gegner mit Zurücklassung von 20000 Todten und Verwundeten, eben so vielen Gefangenen, einer Anzahl Fahnen und einer grotzenmenge Geschütze das Schlachtfeld geräumt. Diepreußen hatten ihren Sieg mit 10000 Todten und Verwundeten erkaufen müssen.
, Die Niederlage der Oestreichs war so vollständig, daß sie den Krieg so gut wie beenden mußte. Nach kurzer Rast brach das siegreiche Heer auf, um den Feind nicht zu Athem kommen zu lassen. Wie im Fluge und ohne bedeutende Gefechte ging der Zug durch Böhmen und Mähren auf Wiln los, während ein Corps die kleinen Karpathen überstieg und die Gegner bei Blumen au (in der Nähe von Preßburg) iu die Enge trieb. Da erfolgte am 26. 3uli auf Grund vorläufiger Abmachungen (Friedenspräliminarien zu Nikolsburg) der Abschluß eines Waffenstillstandes und einen Monat später der Friede von Prag (23. Angust). Oestreich mußte aus dem deutschen Bunde ausscheiden, ans jede fernere Einmischung in die deutschen Angelegenheiten verzichten, sein Recht auf Schleswig-Holstein' aufgeben und 60 Millionen Mark Kriegskosten bezahlen; Italien erhielt die Provinz Venetien, trotzdem es zu Lande (bei Cnstozza) und zu Wasser (bei Lissa) geschlagen worden war.
Von gleichem Erfolge war der Feldzng der Mainarmee — unter Vogel von Falckenstein, später unter Geueral vou M ante uff el — begleitet. Obgleich die Preußen den gegenüberstehenden süddeutschen Truppen an Zahl bei Weitem nicht gewachsen waren, drangen sie doch, sich bald gegen diesen, bald gegen jenen Lheil der Feinde wendend, in einer Reihe siegreicher Gefechte (bei Dermbach, Kissingen, Aschaffenburg, Taub er-Bisch ofs-hettn) über den Main vor. Die Gegner baten um Frieden, der ihnen unter billigen Bedingungen gewährt wurde. Dagegen wurden Hannover, Kurhessen, Nassau und die freie Stadt Frankfurt sowie Schleswig-Holstein der preußischen Monarchie einverleibt. Sämmtliche Staaten nördlich vom Main vereinigten sich zu einem norddeutschen Bunde unter Preußens Führung. Die süddeutschen Staaten traten mit dem letzteren iit^ ein Schutz - und Trutzbündniß. So war denn der leidige „Bruderkrieg" zinn Segen für unser Vaterland ausgeschlagen, dessen gänzliche Einigung nur noch eine Frage der Zeit sein konnte.
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Extrahierte Personennamen: Oestreich Lissa
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Nikolsburg Prag Schleswig-Holstein Italien Venetien Dermbach Kissingen Aschaffenburg Main Kurhessen Nassau Frankfurt Schleswig-Holstein Main
Frankreich bis zur Errichtung des Kaisetthums. 489
Kanonen, gegen 1000 Menschen und dem Admiral in die Lust ^ r’-
geflogen. Die Pforte erklärte darauf an Frankreich den Krieg. s<pt'
Der Congreß zu Rastadt hatte indessen begonnen, auf
welchem die französischen Abgeordneten als Gebieter sprachen. Sie
verlangten die Abtretung des linken Rheinufers, worauf endlose
Verwickelungen wegen der zu machenden Entschädigungen entstan-
den, welche durch S ä cu larisati one n auf dem rechten ermit-
tctt werden sollten. Im Laufe dieser Verhandlungen geschahen
vcn Frankreich die gewaltsamsten Eingriffe in andere Staaten.
Ein Volksaufstand in Rom gab dem General Berthier den Vor-
wand, den Kirchenstaat in eine römische Republik zu verwan-
deln, den Io. Febr., wobei der Papst Pius Vi. gefangen nach 170s
Frankreich geführt wurde, wo er 1799 zu Valence starb. Die
Schweiz, durch innere Parteiungen, welche vornemlich über
die Bevorrechtungen der Aristokraten entstanden, entzweit, wurde
durch eine französische Armee unter dem General Brune nach vie-
lem Blutvergießen in eine helvetische Republik umgewandelt,
im März 1798. Eine neue Coalition zwischen England,
Rußland, Oe streich, der Türkei und Neapel beabsichtigte
diesem Umsichgreifen der französischen Republik Schranken zu sez-
zen. Gegen die Abrede eröffnete Neapel durch die Ungeduld der
Königin Carolina die Feindseligkeiten zu früh mit einem Angriffe4’e».
auf den im Kirchenstaate gebietenden General Cha mp ion et, 170á
welcher die unkriegerische neapolitanische Armee unter dem General
Mack ohne Mühe zerstreuete und in Neapel einrückte, um selbiges in
eine parthenopeische Republik zu verwandeln, den 25. Jan.
1799. Der Hof suchte Zuflucht in Palermo. Unter dem Vor-
wände feindseliger Einverständniffe wurde auch Piemont von
dem General Joubert in Besitz genommen, den 9. Dec. 1798;
der König Karl Emanuellv. aber flüchtete sich mit seinem
Hofe nach Sardinien und nahm seine Residenz zu Cagliari.
Der Congreß zu Rastadt löste sich zu Anfänge des Jahres
1799 erfolglos auf, das Direktorium erklärte den Krieg zuerst an
Oestreich und Toscana, woraus die Feindseligkeiten begannen, ceso
Den gewaltsamen Anfall der französischen Abgeordneten Rober-
so t, Bonnier und Jean Debry bei ihrer Abreise von Ra-
stadt den 28. April, wobei die beiden erstem getödtet wurden, letz-
terer hart verwundet mit Mühe entkam, erklärte der Kaiser auf
dem Reichstage zu Regensburg für eine Unthat, deren wahre
Veranlassung räthselhaft geblieben ist.
Das bisherige Glück wich diesmal von den französischen
Waffen. In Deutschland befehligte Jourdan, in der Schweiz
Massena und in Italien Scherer. Der Erzherzog Karl be:
siegte erstem in den Gefechten an der Ost rach den 21. März,
beistockach den 26. März und drängte ihn über den Rhein
hinüber; dem General Massena aber entriß er die Schweiz bis
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Extrahierte Personennamen: Brune Joubert Karl_Emanuellv Karl Jean_Debry Jourdan Karl Karl Massena
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Rheinufers Frankreich Rom Frankreich England Rußland Neapel Neapel Neapel Palermo Sardinien Cagliari Deutschland Schweiz
Massena Italien_Scherer Rhein
380
Neuere Geschichte, Dritte Periode.
in Cagliari auf der Insel Sardinien, seine festländischen Besitzungen
werden in französische Verwaltung genommen (seit 1802 Frankreich
ein verleibt).
Von dem Direktorium werden der Coalition sechs Feldherrn mit
verschiedenen Heeren entgegengestellt. 1) Brune in Holland, 2)
Bernadotte am Mittelrhein, 3) Jourdan am Oberrhein, 4) Massena
in der Schweiz, 5) Scherer, später Moreau, in Ober-Italien, 6) Mac-
donald in Neapel.
1799. Jourdan, vom Erzherzog Karl bei Ostrach und bei
März. Stoclcach geschlagen, geht über den Rhein zurück und
legt das Kommando nieder.
April. Scherer von den Oesterreichern bei Magnano geschlagen.
Sein Nachfolger Moreau von den vereinten Oesterreichern
(Melas) und Russen (Suwörofj’) bei Cassano besiegt.
Die cisalpinische Republik wird aufgehoben.
8. April. Auflösung des Congressos zu Rastadt. Räthselhafte Er-
mordung der abreisenden französischen Gesandten
(Roherjot und Bonnier; Debry entkommt) durch öster-
reichische Szeckler-Iiusaren (28. April).
7. Juni. Massena bei Zürich vom Erzherzog Karl geschlagen.
Macdonald nach Ober-Italien. Der König von Neapel
zurück, die parthonopäische Republik aufgehoben.
Fürchterliche Rache und Blutsconen. (Nelson, Lady
Hamilton.)
19. Juni. Macdonald von Suwöroff an der Trebbia geschlagen.
Mantua von den Verbündeten genommen. Das Direk-
torium schickt Joubert mit einem neuen Heere nach
Italien. Dieser wird in der blutigen
1799. Schlacht bei Novi von Suwöroff und Melas geschlagen.
15. Aug. Joubert f. Suwöroff über die Alpen (Gotthardstrafse),
um sich mit dem zweiten russischen Heere unter Korsar
hoff in der Schweiz zu vereinigen. Dies Heer war bereits bei Zürich
von Massöna geschlagen. Smvöroff verlässt nach furchtbaren
Märschen und Kämpfen die Schweiz und kehrt nach Russland zurück.
Eine russisch-türkische Flotte hatte (im Mai 1799) die ionischen
Inseln Frankreich entrissen. Errichtung der Republik der 7 ionischen
Inseln unter türkischem Schutz und Garantie Russlands, welches
dieselben bis 1807 besetzt hält,
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Extrahierte Personennamen: Brune Bernadotte Scherer Jourdan Karl Karl Scherer Massena Karl Karl Macdonald Nelson Hamilton Macdonald_von_Suwöroff Suwöroff Suwöroff Massöna
Extrahierte Ortsnamen: Cagliari Sardinien Frankreich Holland Jourdan_am_Oberrhein Massena Schweiz Ober-Italien Neapel Ostrach Rhein Ober-Italien Neapel Mantua Italien Russland Frankreich Russlands
396
Neuere Geschichte, Dritte Periode.
das absurde Kontinentalsystem, welches Napoleon seihst durch käuf-
liche Licenzen umging, und das Russlands Handel vernichtet hätte,
streng durchzuführen, erregt den Unwillen des Gewalthabers. Die
Yergröfserung des Herzogthums Warschau durch West-Galizien (im
Wiener Frieden) erfüllt den Kaiser Alexander mit der Besorgnis vor
einer Wiederherstellung Polens; die Absetzung des Herzogs von
Oldenburg, seines nahen Verwandten, wird von ihm als schwere
Beleidigung empfunden.
Bündnisse Napoleons mit Oesterreich, welches 30,000 Mann,' und
mit Preufscn, welches 20,000 Mann zu dem russischen Zuge stellen
muss. Dänemark dagegen erhält, durch seine Lage begünstigt, in
dem Kampfe mit Russland seine Neutralität. Schweden (Jlernadotte),
das auf die heftigsten Vorwürfe Napoleons wegen Verletzung des
Kontinentalsystems Krieg hatte an England erklären müssen (1810),
ergreift die Gelegenheit des russischen Krieges, um sich von der fran-
zösischen Abhängigkeit zu befreien und sich die Aussicht auf Nor-
wegen, als Ersatz für Finnland, zu eröffnen. Besetzung von Schtve-
disch-Pommern und Hägen durch die Franzosen (1812, Jan.). Hierauf
zwischen Schioeden und Russland Vertrag zu Petersburg (April):
Russland verspricht Schiveden die Vereinigung Norwegens gegen
einen Ersatz an Dänemark, Schweden verspricht Russland eine Diver-
sion im nördlichen Deutschland in Verbindung mit einem russischen
Hülfsheer.
Friede Englands mit Russland und Schweden in Oerebro (Juni).
Das französische Expeditionsheer vereinigt Franzosen, Italiener,
Schweizer, Niederländer, Polen und die Kontingente aller deutschen
Rheinbundfürsten, die Nichtfranzosen bilden die gröfsere Hälfte der
Gesammtzahl, welche (nach Thiers) 420,000 Mann beträgt, durch
Nachsendungen aber auf 553,000 Mann steigt. Die Oesterreicher
(unter Schwarzenberg) auf dem rechten und die Preußen (unter
York) auf dem linken Flügel bilden besondere Heerhaufen, die letzteren
unter dem Oberbefehl Macdonalds.
1hi2» (Juni). Ucbergang der großen Armee über den Niemen,
Besetzung von Wilna. Polen wird nicht wieder her-
gcstcllt. Da die Russen unter Barclay de Tolly
zurückweichen, so gelangt das Hauptheer ohne Schlacht,
unter Gefechten, anstrengenden Märschen und bei
Mangel an Lebensmitteln nach Smolensk, während die
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Extrahierte Ortsnamen: Russlands West-Galizien Oldenburg Napoleons Oesterreich Russland Napoleons England Finnland Russland Petersburg Russland Norwegens Schweden Russland Deutschland Englands Russland Schweden Oerebro Polen Wilna Smolensk
410
Neuere Geschichte, Dritte Periode.
1815. Schlacht bei Ligny
16. Juni. nach tapferer Gegenwehr (Blücher in persönlicher Ge-
fahr) und drängt ihn zurück. Blücher marschirt auf
Wavre. Ney wird von dem Prinzen v. Oranten in der
16. Juni. Schlacht bei Quatre-Bas
geschlagen. Der Herzoy von liraunschweig fällt.
Unterdoss Zusainmenziehung des Heeres von Wellington, bestehend
aus Briten, Hannoveranern, Niederländern, Braunschweigern und
Nassauern. Auf dieses Heer stürzt sich Napoleon mit Uebermacht.
18. Juni. Schlacht bei Waterloo und Belle-Alliance,
von Napoleon Schlacht hei Mont St.-Jean genannt.
Am Nachmittag Wellingtons Heer bereits zum Weichen gebracht,
als Blücher mit den Preußen anlangt und den Sieg zu Gunsten der
Verbündeten entscheidet. Vollständige Niederlago der Franzosen,
das von Gneisenau verfolgte Heer wird gänzlich zersprengt. Zur
selben Zeit kämpft Grouchy, auf dessen Hülfe Napoleon gerechnet
hatte, fruchtlos gegen Thielemann in Wavre.1
1815. Napoleons Abdankung zu Gunsten soines Sohnos (22. Juni).
1. Juli. Ankunft der Verbündeten vor Paris.
7. Juli. Zweite Einnahme von Paris.
Einzug Blüchers u. Wellingtons, lünckkehrludwigsx Viii.,
Ankunft der beiden Kaiser uml des Königs von Preußen.
Unterdess flüchtet Napoleon nach Bochefort, wo er sich, nach
vergeblichen Versuchen, nach Amerika zu entkommen, an den
britischen Admiral Hofham auf dem Linienschiffe Bellerophon aus-
liefert, das ihn nach England bringt. Von dort wird er, nach
gemeinschaftlichem Beschluss der verbündeten Mächte, als Kriegs-
gefangener nach St. Helena gebracht,., wo er im Oktober ankommt
(t 5. Mai 1821).
26. Sept. Auf Kaiser Alexanders Anregung Stiftung der Heiligen
Allianz (erst Bussland, Oesterreich und Preußen), die
eine enge Verbrüderung auf sittlich-religiöser Grundlage
sein sollto, aber praktisch bald ein Bund zum Schutz
der absoluten Regierungsgewalt wird.
1 Thiers, Histoire du Consulat et de renipiro. Vol. Xx.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Grouchy Napoleon Thielemann Napoleons Napoleon Admiral_Hofham Helena Alexanders Alexanders
Extrahierte Ortsnamen: Wellington Niederländern St.-Jean Napoleons Paris Paris Bochefort Amerika England Oesterreich
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Brunner Vertrages zu erreichen. In schwächlicher Ver-tranensseligkeit demobilisierte Prenßen seine Armee vorzeitig und hing damit von Napoleons Gnade ab, die den Vertrag dahin umänderte, daß Preußen die hannoverschen Lande nur unter der Bedingung zugestanden werden sollten, daß die gesamte deutsche Nordseeküste vor dem englischen Handel geschlossen würde. Gleichzeitig aber bot Napoleon in den Friedensverhandlungen mit England und Rußland dem Jnselreiche dasselbe Hannover wieder an, das er eben an Preußen verschenkt hatte, und gestand zu, daß die vertriebenen Bourbonen von Neapel durch die drei Hansestädte Lübeck, Hamburg und Bremen, die zn-gleich unter russische Suzeränität treten sollten, entschädigt würden. Diese Verhandlungen zerschlugen sich zwar, aber in Berlin erfuhr man Ende Juli davon und war nun gezwungen, nicht Hannovers wegen, sondern um der Ehre und der Selbstachtung willen zum Schwerte zu greifen, stand aber allein, da die Verhandlungen mit England und Rußland noch zu feiner Einigung geführt hatten; nur Sachsen und Weimar schlossen sich dem Hohenzollern-staate an.
Die preußische Armee sammelte sich auf dem linken Ufer der Saale mit Front gegen Westen. Napoleon zog über den Thüringer- und Frankenwald herbei, kannte jedoch weder Stellung noch Absicht seiner Gegner. Nach dem Gefecht bei Saalfeld richtete er feine Bewegungen so ein, daß er dem bei Erfurt vermuteten Feinde den Rückweg nach Dresden und Berlin verlegen konnte. Dazu besetzten Davoust und Bernadotte Naumburg und den Kösener Paß. Da traf Sannes unvermutet die Hauptmasse der preußischen Armee bei Jena, und Napoleon schrieb: „Der Schleier ist endlich zerrissen, der Feind beginnt seinen Rückzug auf Magdeburg. Ich glaube, daß er entweder versuchen wird, Sannes bei Jena anzugreifen, oder sich ans dem Staube macht." Da der Kaiser der Meinung war, daß er die ganze preußisch-sächsische Armee vor sich habe, traf er die umfassendsten Vorbereitungen und dirigierte alle Truppen auf diesen einen Punkt. So stand er ant 14. Oktober mit 54 000 Franzosen den 53 000 Mann
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Extrahierte Personennamen: Brunner Napoleons Napoleon Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Napoleons England Neapel Hamburg Bremen Berlin England Sachsen Weimar Frankenwald Saalfeld Erfurt Rückweg Dresden Berlin Naumburg Jena Magdeburg Jena
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bungen durch Oesterreichs Siege nicht unterdrückt worden. Fort-
wärend wirkten Mazzini und seine Genoßen von England aus für
ihre Zwecke und zahlreiche politische Morde (1854 des Herzogs
von Parma) zeugten von dem Dasein dieser kein Mittel scheuen-
den Partei. Aber auch der König Victor Emanuel von Sar-
dinien gründete darauf die Pläne zu seiner Vergrößerung und
Erhebung und fand in dem Gr. Cavour das geeignetste Werk-
zeug. Wärend in Neapel England und Frankreich durch ihre
Gesandten auf Veränderungen der Regierungspolitik drangen,
trat Sardinien im Krimkrieg mit diesen Mächten in Verbindung
und, wurden auch Cavours Vorschläge bei dem Friedenscongreß
zu Paris noch zurückgeschoben, die öffentliche Aufmerksamkeit
war doch darauf gelenkt. Ueberall, in der Presse wie in den
Kammern, ward gegen Oesterreich gehetzt und die Flüchtlinge
fanden solche Aufnahme in Sardinien, daß jener Staat schon 1857
die diplomatischen Beziehungen abbrach. Im Herbst 1858 soll zu
Plombières der geheime Vertrag zwischen Frankreich und Sar-
dinien abgeschloßen worden sein. Die Vermälung des Prinzen
Napoleon mit Victor Emanuels Tochter Clotilde war der erste
Schritt zu seiner Ausführung. Die Aeußerung des Kaisers von
Frankreich an den österreichischen Gesandten (von Hübner) am
1. Jan. 1859 hatte sofortige schleunige Truppensendungen nach
Italien zur Folge, indes wurde durch schlaue Unterhandlungen
die Sache hingezögert, bis endlich Gyulay am 29. Apr. in das sar-
dinische Gebiet einrückte*). War schon vorher kostbare Zeit
versäumt worden, so gelang jetzt vollends nicht die Vereinigung
derpiemontesen mit der vom Kaiser selbst geführten französischen
Armee zu hindern. Das Treffen bei Montebello (20 Mai) endete
mit dem Rückzug der Oesterreicher, und plötzlich sah sich Gyulay
durch eine mittelst der Eisenbahnen ausgeführte Schwenkung auf
dem rechten Flügel bedroht. Der Rückzug wurde durch die
Niederlage bei Magenta (4. Jun.) beschleunigt und bis zum
Festungsviereck fortgesetzt. Indes war ein französisches Corps
unter dem Prinzen Napoleon in Livorno gelandet. Revolutionen
vertrieben die Fürsten aus Toskana, Parma und Modena, aber
auch die päpstliche Romagna und Emilia erhoben sich. Kaiser
Franz Joseph war selbst zu seinem Heere geeilt. Im gegensei-
tigen Vorrücken der beiden Heere kam es bei Solferino (24.
Jun.) zur Schlacht, die obgleich Benedek auf dem rechten Flügel
die Sardinier geschlagen hatte, dennoch für die Oesterreicher ver-
loren gieng. Drohungen von Rußland und England, mehr noch
der Mangel an Rüstung und andere Bedenken hatten ein Ein-
schreiten des deutschen Bundes für Oesterreich gehindert, indes
waren in den Staaten, seit 14 Jun. auch in Preußen, die Mobil-
machungen erfolgt. Da ward die Welt durch die Nachricht über-
rascht, daß am 8. Jul. zwischen den beiden Kaisern zu Villa-
*) Der greise Radetzky war am 5, Jan. 1858 gestorben.
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Extrahierte Personennamen: Mazzini Victor_Emanuel_von_Sar- Cavours Napoleon Victor_Emanuels Clotilde Jan Gyulay Gyulay Napoleon Romagna Emilia Franz_Joseph Franz Solferino Benedek Radetzky
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreichs England Parma Neapel_England Frankreich Sardinien Paris Oesterreich Sardinien Frankreich Frankreich Italien Magenta Livorno Toskana Parma Modena England Oesterreich